Förderverein Museums-Schnellboot e.V.

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S-Boote in der Kaiserlichen Marine 1916 - 1919

 

Die Anfänge der deutschen Schnellbootwaffe liegen im ersten Weltkrieg als die aus zivilen Beständen stammenden Arbeitsboote, die sich seit 1916 um die Räumung der von den Engländern U-Boots-Netzsperren vor der Küste Flanderns bemühten - "Boncourt", "Anette IV", "Max", "Brase" und "Ursus" - als zu klein und zu langsam herausstellten. Die Marine forderte dafür größere Boote mit 30 kn Geschwindigkeit, damit sie den die Netze bewachenden Zerstörern ausweichen konnten.

1917 wurden als Ergänzung der Netzarbeitsboote vier eigens dafür konstruierte und mit einer 3,7 cm-Maschinenkanone bewaffnete Netzarbeitsboote ("LM 1" bis "LM 4") und zwei zusätzliche Sicherungsboote ("LM 5" und "LM 6") mit einem 45 cm Bug-Torpedorohr für den Verschuss des 6m langen Flugzeugtorpedos F52 und einem Maschinengewehr in Dienst gestellt. Alle Boote wurden mit drei Wellenanlagen mit je einem 210-PS Maybach CX 6-Zylinder Viertakt-Otto-Luftschiffmotor ohne Wendegetriebe (auf Rückwärtsfahrt wurde verzichtet) ausgestattet.

Die Boote hatten eine Besatzung von sieben  bis acht Mann. Sie erreichten eine Geschwindigkeit von ca. 30 kn, der Fahrbereich lag bei 150 - 200 sm und die Einsatzdauer betrug fünf bis sieben Stunden.

 

LM 5 und LM 6 (Skizze aus H. Fock: Schnellboote Band 1)

Die ursprünglich geplanten Heck-Torpedorohre wurden in der Bauphase durch jeweils ein Bug-Torpedorohr ersetzt. Die Schussabgabe war bis zu 20 kn Eigenfahrt möglich. Die Boote wurden mit einigem Erfolg gegen die Sperrsicherungsfahrzeuge eingesetzt.

 

LM-Boot in der Werfterprobung (Bild: Archiv Lürssen)

 

Noch 1918 wurden 15 Boote einer zweiten Serie ("LM 7" - "LM 21") in Dienst gestellt wurden . Damit verfügte die Kaiserliche Marine über 21 schnelle mit Torpedos bewaffnete Motorboote, von denen 7 in der Ostsee und 14 in Flandern stationiert waren. 

Plan LM 7 (mit frdl. Genehmigung Peter Dewitz)

Die Erbauer dieser ersten Schnellboote waren Lürssen, Oertz, Naglo und Roland. Die Boote LM 1 und LM 2 gingen am 05.03.1918 bzw. am 17.04.1918 durch Benzin- bzw. Motorexplosion verloren. Als Ersatz dafür wurden LM 22 und LM 23 in Auftrag gegeben. Die Boote LM 1 - 4 wurden mit Netzschere und einer 3,7 cm Kanone ausgerüstet, ab LM 5 erhielten die Boote ein Bugtorpedorohr und ein Maschinengewehr.

  LM 1 - 2 LM 3 - 4 LM 5 - 6 LM 7 - 10
Fertig 1917 1917 1917 1918
Bauwerft Lürssen Naglo Oertz Lürssen
Länge 15,00 14,57 15,00 16,00
Breite 2,30 2,40 2,42 2,40
Tiefgang 1,08 1,08 1,08 0,68
Verdrängung 6,0 t 6,0 t 6,0 t 7,0 t
Antrieb 3 x 210 PS Maybach 3 x 210 PS Maybach 3 x 210 PS Maybach 3 x 240 PS Maybach
Propeller 3 3 3 3
Maschinen- Waffen 1 x 3,7 cm 1 x 3,7 cm 1 MG 1 MG
Torpedorohre - - 1 x 45 cm Bugtorpedorohr 1 x 45 cm Bugtorpedorohr

 

  LM 11 - 13 LM 14 - 16 LM 17 - 20 LM 21 - 23
Fertig 1918 1918 1918 1918
Bauwerft Naglo Oertz Lürssen Lürssen
Länge 16,25 15,00 16,00 16,00
Breite 2,55 2,42 2,40 2,40
Tiefgang 0,76 1,08 0,68 0,68
Verdrängung 6,5 t 6,0 t 7,0 t 7,0 t
Antrieb 3 x 240 PS Maybach 3 x 240 PS Maybach 3 x 240 PS Maybach 3 x 240 PS Maybach
Propeller 3 3 3 3
Maschinen- Waffen 1 MG 1 MG 1 MG 1 MG
Torpedorohre 1 x 45 cm Bugtorpedorohr 1 x 45 cm Bugtorpedorohr 1 x 45 cm Bugtorpedorohr 1 x 45 cm Bugtorpedorohr

1918 wurden die Boote "LM 22" und "LM 23" für die Kaiserliche Marine und "LM 24" - "LM 26" für die Österreichische Marine bei Lürssen bestellt sowie ebenfalls für Österreich die Boote "LM 27" - "LM 30" bei Oertz und "LM 31" - "LM 33" bei Roland.

LM-Boote auf dem Marsch (Bild aus H. Fock: Schnellboote Band 1)

Von der Bauserie "LM 21" - "LM 26" wurden nur die Boote "LM 21" bis LM "23" fertig gestellt. Die Boote der Bauserien "LM 27" - "LM 30" sowie "LM 31"- "LM 33" wurden stillgelegt.

Zusätzlich hatte die Kaiserliche Marine noch Versuchsboote in Auftrag gegeben:

Boote Bauwerft Antrieb
Lüsi 1 - 2 Lürssen 3 x 400 PS Siemens/Deutz
Köro 1 - 2 Roland 3 x 450 PS Körting
Juno 1 - 2 Oertz 3 x 450 Junker

Von diesen Booten wurde nur Lüsi 1 fertig gestellt. Alle anderen Boote wurden still gelegt.

Schießen eines Übungstorpedos von einem LM-Boot - Foto: Archiv Förderverein

 In der Nacht 22./23.08.1917 wurde ein Angriff durch die Boote der Schnellbootdivision Flandern auf vor Dünkirchen ankernde Schiffe durchgeführt. In einem heftigen Gefecht erzielte die 1. Angriffsgruppe (Boote "LM 92, "LM 15", "LM 17" und "LM 18") zwei Treffer auf einem Zerstörer, der sofort heftige Schlagseite zeigte und in Brand geriet. Der ebenfalls angegriffene kleine Kreuzer der Arabis-Klasse wurde nicht getroffen. Die unter Abwehrfeuer geratenen Boote konnten unbeschädigt den Hafen erreichen, lediglich auf "LM 17" wurde der vordere Funkmast abgeschossen.  Die 2. Angriffsgruppe (Boote "LM 7", "LM 8" und "LM 16") griffen eine Zerstörergruppe aus drei Schiffen an. Das heftige Gefecht zeitigete auf beiden Seiten keine Verluste. Auch diese Gruppe kam unbeschädigt zurück in den Hafen.

Die Kaiserliche Marine hatte ferner drei Gleitboote nach Entwürfen von Ingenieur Brase bei der Müggelwerft in Friedrichshagen in Auftrag gegeben. Während Boot 1 als Einstufenboot gebaut wurde, waren die Boote 2 und 3 Zweistufenboote. Gefordert war eine Fahrt von 40 kn. Dazu bekamen Boot 2 und 3 je drei Maybach 6-Zyl.-Otto-Motoren mit je 720 PS für den Antrieb von drei Luftpropellern von 2,3 m Durchmesser, Boot 1 erhielt nur zwei  Motoren und zwei Luftpropeller und erreichte daher nur 34 kn. Die Bewaffnung bestand aus einer Heckfallvorrichtung für einen 45cm-Torpedo und einem MG.

"Gleitboot 1" unter seinem Kommandanten, ObLt.z.S. Georg Peytsch, der sich alle Mühe für das Frontreifmachen seines Bootee gegeben hatte, wurde an die Ostfront verlegt und fuhr von seinem Einsatzhafen Windau (Ventspils) aus einen Einsatz, bei dem es  den einzigen nennenswerten Erfolg der Torpedoschnellboote im 1. Weltkrieg in der Ostsee verzeichnete durch die Versenkung des britischen Frachters "Penelope", 1202 BRT, eine Seemeile ost-süd-ost vom Leuchtfeuer von Sõrve am 24.08.1917.  (In einigen Dokumenten wird sie als russischer Minenleger bezeichnet z.B. bei Fock: Die deutschen Schnellboote 1914 - 1945 und Fock: Schnellboote Bd. 1). 

In der estnischen Zeitung Meie Maa vom 07.05.1938 wird über das Abwracken des Schiffes berichtet und allerdings wird darin behauptet, dass es von deutschen Seefliegern mit einem Torpedo versenkt wurde.

 

Der Text wurde für diese Seite von Veikko Horm, einem ehemaligen Minentaucher der estnischen Marine, aus der alten estnischen Sprache ins Englische übersetzt, so dass wir den Text hier wiedergeben können:

"Der im Zweiten Weltkrieg versenkte Dampfer wird abgebrochen

Sõrve, 7. Mai. Tauchereiunternehmer Aleksander  Põld begann den vor dem Leuchtturm Sõrve in Richtung Ost-Süd-Ost etwa eine Meile vor der Küste liegenden Dampfer abzuwracken. Das Wrack des englischen Dampfers "Penelope" sank mit einer Ladung Zement während des Weltkrieges.

Beim Abbrechen des Wracks arbeitet ein Taucher mit drei Helfern. Der Rumpf wird auf dem Meeresgrund mit explosiven Ladungen zerstört und die Rumpfplatten werden später geborgen.

Das Dampfschiff "Penelope" wurde durch deutsche Flugzeuge versenkt.

Als man sah, dass die Flugzeuge das Schiff mit Bomben bedrohten, versuchte man es auf Grund zu setzen. Vor diesem Vorhaben war "Penelope" durch einen Torpedo von einem deutschen Seeflugzeug getroffen worden. Das Schiff sank, die Wassertiefe beträgt 7 Faden (Anm.: 13 m)."

"Gleitboot 1" sank am 10.10.1917 in der Irbenstraße (Irbes jūras šaurums) durch eine Mine oder eine Motorenexplosion. ObLt.z.S. Georg Reytsch und seine dreiköpfige Besatzung überlebten die Explosion nicht.

"Gleitboot 2" erlitt bei zwei Probefahrten zwei Havarien durch Leckschlagen im Seegang bzw. in der Hecksee eines Fahrzeugs, wurde zweimal geborgen und umgebaut. "Gleitboot 3" schlug bei einer Probefahrt im Juli 1918 leck. Daraufhin wurden weitere Versuche mit diesen Booten unterlassen.