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S-Boote in der Kriegsmarine 1935 - 1945

Die Kriegschauplätze der S-Boote

 

Adria 1943

Nach der Kapitulation Italiens am 09.09.1943 waren der Kriegsmarine eine große Anzahl von italienischen Schiffen und Booten in die Hand gefallen. Es wurde zunächst erwogen, alle italienischen Schnellboote in Dienst zu stellen, dann aber entschieden, nur die MS-Boote nicht aber die kleineren und noch störanfälligeren MAS-Boote zu nutzen. Die Außerdienststellung einiger der bereits in Dienst gestellten MAS-Boote wurde befohlen. Die sechs im westlichen Mittelmeer erbeuteten MS-Boote und die drei in der Ägäis erfassten Boote sollten der neu gebildeten 24. SFltl zugeteilt werden. 

 

Am 08.09.1943 wurde der Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten unterzeichnet. "S 54" (Oblt.z.S. Karl-Degenhart Schmidt) und "S 61" (Oblt.z.S. Axel von Gernet) befanden sich in Tarent. Sie und der Marinefährprahm "F 478" erhielten freien Abzug und verminten beim Auslaufen die Hafeneinfahrt, ohne dass die Italiener das bemerkten. Auf diesen Minen sank am 10.09.1943 der britische Minenleger "Abdiel".

Die drei Boote stießen auf dem Marsch nach Venedig auf einen italienischen Hilfsminenlogger, die Besatzung wurde ins Rettungsboot geschickt, das Boot gesprengt. Bei der Begegnung mit dem italienischen Kreuzer  "Scipione Africano" nahm dieser keine Notiz von den Booten, die vorsorglich "F 478" gesprengt und die Besatzung an Bord genommen hatten. Die beiden S-Boote gerieten in der Bucht von Valona in eine Minennetzsperre, konnten sich aber ohne Schäden zu nehmen befreien und steuerten Ragusa an. Hierbei lief "S 54" auf eine Mine, blieb aber unbeschädigt. 

Am 11.09.1943 schoss "S 54" vor Ancona zwei Torpedos auf eine moderne Yacht, die Torpedos trafen zwar mittschiffs, detonierten jedoch nicht. "S 61" schoss einen Torpedo der die, wie sich herausstellte, italienische Admiralitätsyacht  "Aurora" versenkte. 

Gegen Morgen des 12.09.1943 kaperte "S 54" mit 10 Mann unter Führung Kptlt. Winkler das italienische Motorschiff "Leopardi" (4572 BRT) mit 1500 italienischen Soldaten an Bord, wenig später wurde der italienische Frachtdampfer "Saubasia" (1590 BRT) von "S 61" als Prise genommen. Am Nachmittag stoppte "S 54" etwa 30 sm südlich von Venedig den italienischen Dampfer "Pontinia" (715 BRT), der herannahende Zerstörer "Quintino Sella" (1480 t), der eigentlich auf dem Wege nach Taranto war, um sich den Briten zu ergeben, wurde mit zwei Torpedos von "S 54" und "S 61" versenkt. Die "Pontinia" mit zwei Mann von "S 54" als Prisenkommando an Bord wurde zur Rettung Überlebender zurück gelassen. Der Kommandant, Capitano di Corvetta Corrado Cini, und 80 überlebende Seeleute konnten gerettet werden. "S 54" rief per Funk "S 30" (Oblt.z.S. Johannes Backhaus) und "S 33" (Oblt.z.S. Hans-Georg Buschmann) aus Pola zur Hilfe, die konnten aber nicht auslaufen, weil die Italiener sie zurück hielten.

"S 30" und "S 33" in Pola - Bild: Aus dem Nachlass von Oblt.z.S. a.D. Backhaus 

"S 54" und die "Leopardi" liefen am Abend in Venedig ein. Die Kriegsflagge war verhüllt und die Uniformen der Seeleute unkenntlich gemacht worden, so dass die Venezianer glaubten, ein italienischer Verband sei eingelaufen. 

"S 54" (Oblt.z.S. Schmidt) vor dem Dogenpalast - Bild: Archiv R. Mundt

Zwei Stunden später lief auch "S 61" mit den anderen beiden Prisen ein. Beide S-Boote waren völlig ohne Kraftstoff, Wasser und Proviant. "S 61" hatte noch einen Torpedo, "S 54" war leer geschossen. Unter Androhung eines Stuka-Angriffs und des Angriffs bereitgestellter Panzer erreichte Oblt.z.S. Schmidt zusammen mit dem Generalkonsul und dem Einsenbahnbevollmächtigten die Kapitulation des Marinebefehlshabers Nordadria und des Chefs der Marinestation Venedig. In Venedig befanden sich ca. 10.000 Man italienische Marine, der italienische Zerstörer "Sebenico", das italienische Torpedoboot "Audace", zwei italienische S-Boote, acht Hilfsschiffe und 30 Handelsschiffe. Der Kmdt. "S 54", Oblt.z.S. Schmidt hatte damit die bemerkenswerteste Tat eines S-Boots-Kommandanten im 2. Weltkrieg vollbracht. Er wurde zusammen mit dem Bootsmann Blömker, seem. Nr. 1 von "S 61", der das Boot ohne Anwesenheit eines Kommandanten geführt hatte, mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Am 22.12.1943 erhielt Oblt.z.S. Schmidt das Ritterkreuz.

"S 61" (OBtsm Blömker) vor Piazza St. Marco, Venedig, am 11.09.1943 - Foto aus Conelly/Krakow: "Schnellboot in Action"

Oblt.z.S. Klaus-Degenhart Schmidt (links) - Foto aus Storia Militare Briefing Nr. 18

"S 30" und "S 33" hatten nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten, die Boote notdürftig see- und kriegsbereit gemacht. Als am 11.09.1943 "S 54" Hilfe anforderte, konnten sie nach einiger Zeit auslaufen, den Italienern waren Luftangriffe angedroht worden, so dass sie die Hafensperren schließlich öffneten. 

Als die Boote die Rotte "S 54" und "S 61" nicht fanden, liefen sie wieder ein. Am 14.09.1943 fuhren sie bis vor die Hafensperren von Venedig. Nach der Besetzung der Stadt Pola durch die 71. Infanterie-Division fuhren sie Sicherung für den Nachschubverkehr und unterstützten das Heer bei der Bekämpfung von Partisanen. Am 22.09.1943 fiel dabei ein Mann und zwei Mann wurden verwundet.

Die 24. SFltl wurde am 01.11.1943 in der Ägäis gebildet. Chef wurde Kptlt. Meyer, H.J. Die ersten zulaufenden Boote waren 1936 - 1938 bei Lürssen für die jugoslawische Marine gebaut worden. Sie waren am 17.04.1941 in Tiwat durch die italienische Marine erbeutet worden und als Boote es Typs MS in Dienst gestellt worden. 

Zugeteilt wurden zunächst:

S 601 ObStrm. Swoboda ex ital. MS 42 ex jugosl. "Velebit"
S 602 StObStrm. Annuß ex ital. MS 43 ex jugosl. "Dinara"
S 603 Oblt.z.S. d. Res. Bollenhagen ex ital. MS 44 ex jugosl. "Triglav"
S 604 StObStrm. Wernicke ex ital. MS 46 ex jugosl. "Rudnik"
S 511 ObStrm.d.Res. Klima ex ital. MAS 522 ex jugosl. "Orjen"
S 512 ? ex ital. MAS 542 ex. jugosl. "Suvobur"

Über "S 512" liegen keinerlei Daten vor. "S 511" war am 19.09.1943 auf die deutsche Seite übergelaufen. und wurde am 15.11.1943 für die Kriegsmarine unter dem Kommando von ObStrm.d.Res. Klima in Dienstgestellt. "S 601" folgte am 06.12.1943 unter dem Kommando von ObStrm. Svoboda. Alle anderen Boote der Flottille wurden erst 1944 in Dienst gestellt. 

MAS 30, später MAS 522 (ex "Orjen") 1942 - Foto: Regia Marina

Später kamen hinzu:

Boot Kommandant Indienststellung Ex
S 508 *) - ex MAS 525
S 509 *) - ex MAS 549
S 510 *) - ex MAS 551
S 513 *) - ex MAS 554
S 621 StObStrm. Maniel 01.05.1944 -
S 622 **) - -
S 623 ObStrm. Elksneit 16.04.1944 -
S 624 **)   -
S 625 ***)   -
S 626 Lt.z.S. Klaus Burba  01.08.1944 -
S 627 StObStrm. Kaufhold 01.05.1944 -
S 628 Lt.z.S. Paul Overwaul 01.05.1944 -
S 629 Lt.z.S. Ernst-Günter Müller 01.02.1944 ex MS 76
S 630 Teniente Santagata 10.12.1944 ex MS 75

 

*) über das Boot liegen keine KTB-Einträge vor

**) am 14.04.44 kurz vor der Indienststellung durch Fliegerbomben in Monfalcone vernichtet

***) Boot wurde nie in Dienst gestellt, Begründung nicht dokumentiert

 

 

"S 621", "S 623" und "S 626" bis "S 629" waren für die Regia Marina im Bau befindlich und wurden für die Kriegsmarine fertig- und in Dienst gestellt.

 

"S 630" (ex "MS 75"der italienischen Marine [Regia Marina]) wurde am 10.09.1943 erbeutet und durch die faschistische italienische Marine der Repubblica Sociale Italiana am 12.10.1943 in Dienst gestellt.  Kommandant wurde Teniente Santagata, der das Boot auch nach dessen Eingliederung in die 3. Gruppe der 1.S-Boots-Division (1. S-Div) am 10.12.1944 als "S 630" kommandierte. 

 

Italienisches MAS 500-Boot - Foto: Archiv Ralf Krokowski

 Ende Oktober war endgültig entschieden worden, die Mittelmeerboote in die Adria zu verlegen, daher wurde das Personal der Stäbe 3. SFltl und 7. SFltl zusammengelegt und damit die 1. S-Boot-Division in Viareggio gebildet. Zu diesem Zeitpunkt waren die vier Mittelmeerboote der 3. SFltl, "S  56", "S 57", "S 58" und "S 60", aKB in Toulon, die vier Adria-Boote, "S 30", "S 33", "S 54" und "S 61" aKB, in Venedig. Von der 7. SFltl waren "S 153" und "S 157" in Viareggio einsatzbereit, "S 154" und "S 156" lagen dort aKB, "S 151", "S 152", "S 155" und "S 158" waren aKB in Toulon.

Am 11.11.1943  verlegten "S 30", "S 33", "S 54" und "S 61" von Venedig nach Pola. In der Nacht 11./12.1943 verlegten "S 54" und "S 61" von Pola nach Dubrovnik. Auf "S 61" fiel ein Motor mit gebrochener Kurbelwelle aus.

In der Nacht 12./13.11.1943 verlegten "S 30" und "S 33" von Pola nach Cattaro, auf dem Marsch dorthin brachten sie einen Motorsegler mit Partisanen auf. In der gleichen Nacht sollten "S 54" und "S 61" nach Piräus verlegen, "S 61" musste aber wegen des Motorschadens nach Venedig zurück. Wegen des zunehmenden Sturms lief es aber in Cattaro ein, "S 54" in Korfu. Von dort verlegte "S 54" am 14.11.1943 nach Piräus und von dort in das Einsatzgebiet um Leros.

Am 17.11.1943 verlegten "S 30", "S 33" und "S 61"  von Cattaro nach Dubrovnik. Dort lagen sie wegen des Wetters fest. Am 27.11.1943 verlegten sie von Dubrovnik nach Split. "S 30" und "S 61" hatten beim Einlaufen eine Grundberührung ohne größere Schäden an den Booten. Auf dem Marsch nach Pola in der Nacht 28./29.11.1943 versenkten die Boote einen Motorsegler mit Partisanen. Am 30.11.1943 gingen "S 30" und "S 33" in die Werft in Pola, "S 61" verlegte in die Werft nach Venedig. Alle drei Boote lagen bis Februar bzw. März 1944 in den Werften.

Am 04.12.1943 wurde "S 511" gegen den ausdrücklichen Widerspruch des Flottillenchefs, KptLt Meyer, zu einer Transportfahrt nach Leros bei Tageslicht eingesetzt. Das Boot und der Geleitschutz durch drei Arado 196 wurden von Beaufightern angegriffen, die Flugzeuge wurden abgeschossen und das Boot schwer beschädigt. Zwei Mann der Besatzung fielen. Wegen der Schäden im Unterwasserschiff wurde das Boot bei der kleinen Insel Mavronisi aufgesetzt, kenterte aber und versank.

Am 31.12.1943 erfolgte der erste Einsatz für "S 601" als Geleitschutz für einen Konvoi von Saloniki nach Piräus. Anschließend lief das Boot in Milos ein.

 

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