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Wir über uns Die Waffensystene des Bootes "S71 Gepard"

 

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Das Waffeneinsatz- und Führungssystem (W+F-System) des "S71 Gepard"

Das Museumsboot "S71 Gepard" verfügt über fast alle Komponenten des Führungs- und Waffensystems, die das Boot auch im Dienst der Deutschen Marine zur Verfügung hatte. Natürlich sind alle Systeme demilitarisiert, d.h. nicht mehr funktionstüchtig. Ausgebaut wurden das Link 11-Terminal und die MSP 500.

"S71 Gepard" in Warnemünde - Foto: T. Kunzmann

Das W+F-System besteht aus fünf Funktionsbereichen, der Informationsgewinnung, der Informationsverarbeitung und -darstellung , den Waffen (Bereich Führungs- und Waffeneinsatz), sowie Navigation und Fernmelde.

Der Bereich Führung und Waffeneinsatz umfasst die Radar- Führungs- und Feuerleitanlage (WM 27), die Elektronische Kampfführung (EloKa) und Freund-/Feinderkennung (IFF). Er dient zur Zielerfassung, Zielidentifizierung und der Zielfolgen.

Die Hauptaufgabe des Systems ist die Zielerkennung, die Analyse der Ziele und die Einleitung von Gegenmaßnahmen sowie Informationen für die Führung des Bootes

Die Radar-, Führungs- und Feuerleitanlage (WM 27)

Die Anlage besteht aus der Rundsuchradaranlage, den Darstellungsanlagen, der Folgeradaranlage und dem Feuerleit- und Führungsrechner. Sie dient der Zielerfassung, der Lagedarstellung, der Zielverfolgung und der Waffenzuweisung. 

Die Rundsuchradaranlage erfasst Ziele im Umfeld des Bootes und stellt den Rechnern die Zieldaten zur Verfügung. Die Rechner verarbeiten die Daten zusammen mit Daten von der EloKa und vom IFF sowie vom Datenlink und stellen die taktische Lage auf dem Taktischen Bildschirm Horizontal (TBH) dar. Vom System bzw. Bedienpersonal ausgewählte Ziele werden mit der Folgeradaranlage verfolgt. Diese Zieldaten werden den zugewiesenen Waffen übermittelt.

Die EloKa-Anlage (FL 1800 S) 

Die EloKa-Anlage besteht aus Breitbandempfängern, dem Rechner und einem Hochleistungssender. Sie dient der Erfassung, Analyse, Klassifizierung und Darstellung von Radarfrequenz-Emittern sowie der Störung und Täuschung von feindlichen Radargeräten.

Das FL 1800 ist das Standard-EloKa-System der Deutschen Marine; es wurde entwickelt, um Massenangriffe mit Seezielflugkörpern im Baltikum oder in der Nordsee abzuwehren. Das System besteht aus vier ESM-Kästen, von denen jeder zwei zusammengefasste Antennenflächen enthält. Die Antennenflächen decken einen Frequenzbereich von 0,5 bis 18 GHz ab, wobei für jedes Band zehn Spiralantennen zur Verfügung stehen. 

Unter dem Radom die vier ESM-Kästen der FL 1800 S - Foto: T. Kunzmann 

Das System kann durch die sieben Computer-Racks unter Deck den Elevations- und Azimutwinkel zu einem Emitter präzise bestimmen und den Mehrweg-Empfang herausrechnen.

Zur Störung der gegnerischen Radare existieren vier weitere Antennenflächen, welche durch passiv phasengesteuerte Signalkeulen mit acht Wanderfeldröhren im Frequenzbereich von 7,5 bis 18 GHz elektronische Gegenmaßnahmen durchführen. Jede Signalkeule kann ein Einzelziel stören oder im Verbund gemeinsam ein Radar. Die effektive Strahlungsleistung ist ausreichend, um den Radarquerschnitt (RCS) des Bootes zu überdecken.

Die Variante "S" besitzt neben Hardwareverbesserungen und der Fähigkeit zu gepulsten Rauschstörungen noch eine Eigenschaft zur Entfernungsschätzung auf Basis der Amplitude, beispielsweise um RAM-Flugkörper im Anti-Radar-Schiff-Luft-Modus auf Seezielflugkörper und Flugzeuge abfeuern zu können.

Die IFF-Anlage

Die IFF-Anlage (Identification Friend or Foe) dient zur Freund-/Feinderkennung von Flugzeugen und Wasserfahrzeugen. Die Anlage besteht aus einem Abfrageteil und einem Antwortteil. Der Abfrageteil (Interrogator) sendet in Verbindung mit dem Rundsuchradar ein kodiertes Signal aus. Dieses Signal wird vom Antwortteil (Transponder) an Bord freundlicher Einheiten erkannt und beantwortet. Die Antwort ist ebenfalls kodiert. Stimmt das Signal mit der vereinbarten Kodierung überein, so wird das Ziel als freundlich eingestuft. Der bordeigene Transponder sendet das vereinbarte Signal, wenn eine Abfrage von anderen Einheiten empfangen wird. 

Die Multisensor Plattform MSP 500

Multi Sensor Plattform MSP 500 - Bild: Archiv Förderverein

MSP 500 mit geöffnetem Visier - Foto: Rheinmetall

Die Multi Sensor Plattform MSP 500 von der Firma Rheinmetall ist ein elektro-optisches Sensorsystem mit großer Reichweite zur Entdeckung, Verfolgung und Identifizierung von See-, Land- und Luftzielen, das auch für die automatische Zielverfolgung und Feuerleitung des 76mm-Geschützes OTO Melara verwendet wird. Die MSP 500 besteht aus einem stabilisierten Sensorpaket mit Wärmebildkamera, Tageslichtkamera, Laserentfernungsmesser und Videotracker, sowie einem Feuerleitmodul und ist bei Tag und Nacht auch unter schwierigen Wetterverhältnissen einsetzbar. 

Die MSP 500 wurde als Ersatzteil für die Flotte im MArs Wilhelmshaven ausgebaut und eingelagert.

"S71 Gepard" noch mit MSP 500 im MArs Wilhelmshaven - Foto: K. Scheuch

Der Waffenbereich

Die Waffensysteme auf „S71 Gepard“ von vorn nach achtern: 76mm-Geschütz OTO MELARA, Schweres MG Kal. 12,5 mm Stb und Bb, HOT DOG–Starter Stb und Bb, FK-Abwehrsystem WOLKE, Schiff/Schiff Flugkörperanlage MM 38 (EXOCET), die Nahbereichs Anti-Schiff-Flugkörper-Abwehranlage (ASMD) Rolling Airframe Missile (RAM) sowie Minenschienen. Die Aufgaben der Waffensysteme des Bootes sind Luft- und Seezielbekämpfung sowie die Flugkörpertäuschung.   

Das OTO MELARA 76mm-Geschütz

Das 76mm-Geschütz OTO MELARA ist ein Standardgeschütz der deutschen Marine aus italienischer Fertigung zur Luft- und Seezielbekämpfung. Die Anlage besteht aus der Steuereinheit mit dem Artilleriekommandogerät und dem Geschützturm mit Mehrladeeinrichtung. Der Turm hat ein Gesamtgewicht von 7.500 kg. In der Munitionskammer unter dem Geschütz (Abt. IX) befindet sich die Mehrladeeinrichtung mit 80 Schuss Munition. 

OTO Melara 76mm-Geschütz auf "S71 Gepard" - Foto: T. Kunzmann

Mehrladeeinrichtung für OTO Melara 76mm-Geschütz - Foto: Nikolaus Sifferlinger

Die Kadenz des Geschützes beträgt 85 Schuss. Die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses (v0) beträgt 925 m/s. Für die Bekämpfung von Luftzielen werden Geschosse mit Annäherungs- und Aufschlagzünder, gegen Seeziele werden Geschosse mit Aufschlagzünder und gegen Flugkörper werden Geschosse mit Kugelsplitterwirkung in Verbindung mit einem Radarannäherungszünder benutzt. Das Geschossgewicht beträgt 12,3 kg

Der Turm hat ein Gesamtgewicht von 7.500 kg, die Richtgeschwindigkeit für die Seite ist 60o/s und für die Höhe 35o/s. Der Höhenrichtbereich (Erhöhung) des Geschützes beträgt -15o bis + 80o.  

Das Schwere Maschinengewehr Browning M2

Auf beiden Seiten des Brückenaufbaus wurden 2001 jeweils eine Lafette für das in den USA von der Firma RAMO Defence und General Dynamics entwickelte SMG Browning  M2 Kal. 12,7 mm nachgerüstet. Das SMG ist eine Waffe für die Abwehr einer asymetrischen Bedrohung. 

SMG-Browning 12,7 mm M2 - Foto: V. Groth

MG-Schießen - Foto: T. Kunzmann

Das SMG hat eine Gesamtlänge von 1.651 mm bei einer Lauflänge von 1.143 mm und einem Gewicht von 38,14 kg. Das Kaliber beträgt 12,7 x 99 mm (NATO). Die Munitionszufuhr erfolgt über Metallgurte mit 110 Patronen. Die Kadenz beträgt 600 Schuss/min.

 

Die Täuschkörper-Wurfanlage HOT-DOG

An beiden Seiten des Brückenaufbaus befinden sich je 6 Abschuss-Vorrichtungen für die Täuschkörper Hot-Dog gegen anfliegende Flugkörper mit Infra-Rot-Sensor. Die Anlage besteht aus Aussstoßgeräten und Bedieneinheiten.

 

Die Hot-Dog Abschuss-Behälter an Stb - Foto: K. Heidemann

Hot-Dog Schuss - Foto: K. Scheuch

Hot-Dog Einsatz - Foto: V. Groth

 

Die FK-Abwehranlage WOLKE

Die FK-Abwehranlage WOLKE befindet sich im Mast. Die Munition erzeugt ein Radarziel zur Täuschung von anfliegenden Flugkörpern mit Radarsuchkopf. Die Anlage besteht aus dem Düppel-Ausstoßgerät und Bedieneinheiten.

Wolke - Foto: T. Kunzmann

 

Das Seeziel-Flugkörpersystem MM 38 (Exocet)

Das Seeziel-Flugkörpersystem MM 38 (EXOCET) ist eine Entwicklung der französichen Marine durch die Firma Aerospatiale, das mit den Booten der Klasse 148 (Tiger-Klasse) in die Deutsche Marine eingeführt wurde und auch auf den Booten der Klassen 143 und 143 A Verwendung fand. Die Anlage besteht aus dem Steuerschrank, der Bedieneinheit und vier Startgeräten.

Der Flugkörper wurde aus Startbehältern verschossen, die mittschiffs in zwei Gruppen zu je zwei Startgeräten auf Lafetten montiert waren. Die Schussachse war um 30o aus der Mittellinie des Bootes nach Steuerbord bzw. Backbord versetzt, der Höhenwinkel betrug 15o.

Zur Demonstration aufgeschnittener Startbehälter mit MM 38 auf „S71 Gepard“ am Kran – Foto: Archiv FMS 

Zieldaten wurden vom Feuerleitrechner zur Verfügung gestellt und an den Flugkörper übermittelt. Der Flugkörper wurde mit Hilfe eines Starttriebwerkes aus dem Behälter verschossen und flog in der ersten Flugphase gesteuert durch Autopilot mit Trägheitsnavigation bis ins Zielgebiet und erst in der zweiten Flugphase mit aktiver oder passiver Radarortung im so genannten Seaskimmerverfahren in 2 bis 3 m Höhe über dem Wasser angetrieben durch das Marschtriebwerk. Die Fluggeschwindigkeit betrug 0,93 Mach, die Reichweite betrug ca. 20 sm (ca. 37 km). Der Gefechtskopf kam mittels Aufschlag- bzw. Annäherungszünder zur Wirkung.

Flugkörper MM38 im DMM - Foto: H Klose

Flugkörper MM38 im DMM - Foto: H Klose

 FK MM38-Schuss von „S71 Gepard“ – Foto: Archiv FMS

FK MM38 Exocet nach dem Start - Foto: Archiv FMS

 

Das Nächstbereichs-Flugkörpersystem RAM

Die demilitarisierte Startanlage Nr.47, die auf dem Boot „S71 Gepard“ eingebaut wurde, entstammt der ersten Fertigungsserie von 50 Stück (40 Anlagen für die Bundesmarine, 10 Anlagen für die USN), die mit US-Zulieferungsteilen von der Firma TRANSLANT in Ottobrunn hergestellt wurden.

 

RAM-Starter auf den Booten „S71 Gepard“ und „S76 Frettchen“ – Foto: Archiv FMS

RAM-Starter Nr. 47 für „S71 Gepard“ – Foto: Archiv FMS

Das Flugkörpersystem RAM (Rolling Airframe Missile) ging bereits 1979 in die Entwicklungsphase als gemeinsames Projekt der USA (49%), Deutschlands (49%) und Dänemarks (2%). Der Dual Mode Rolling Airframe (DMRA) wurde nach dem Ausstieg Dänemarks von General Dynamics als Generalunternehmer und deutschen Unterauftragnehmern (Diehl, AEG, MBB, BGT), die sich zu dem Konsortium RAMSYS GmbH zusammenschlossen, entwickelt. Der FK erhielt den Gefechtskopf, den Annäherungszynder und den Raketenmotor (rauchreduziert) vom Luft-Luft-FK Sidewinder 9L und den Infrarot-Suchkopf vom Stinger. Die Nächstbereichsstartanlage RAM Mk 49 konnte 21 Flugkörper (ursprünglich 24) fassen und im Fire-and-Forget-Verfahren bei einer optimalen Kampfentfernung von ca. 6000 m verschießen. Der Flugkörper ist 2,81 m lang, hat einen Durchmesser von 12,7 cm bei einem Gewicht von 73,4 kg. Die Reichweite wird mit über 9000 m angegeben. Das Gesamtgewicht der Abschussanlage beträgt etwa 5 t.

RAM-FK Block 1A  mit gefalteten Flaps - Foto: RAMSYS GmbH

RAM-FK Block 1A - Prinzipschaubild: Archiv FMS

 

TriPacks klar zur Beladung Startcontainer am Ladekran
Starcontainer im Startgerät Verschlusskappen auf den Startcontainern
Züge im Startcontainer Start eines LFK RAM

 

Die FK RAM wurden in so genannten TriPacks (für drei Startcontainer) angeliefert und mit einem Ladekran in das Startgerät geladen. Die Startcontainer waren innen mit vier Zügen versehen und versetzten beim Abschuss den FK in seinen Drall (Rolling Airframe). 

Fire-and-Forget Dual Mode (RAM Block 0)

Die FK RAM Block 0 benötigten eine Zielzuweisung von der FL 1800, zunächst wurde das Ziel mit dem Radar des FK aufgefasst und die FK erhielten so ihre ersten Feuerleitdaten, beim Auffassen des Ziels mit dem IR-Sensor gingen sie in den Endanflug mit den IR-Daten, die sie ins Ziel führten.

Die FK RAM Block 1 dagegen benötigten keine Zielzuweisung von der EloKa sondern gingen sofort in den IR-Suchmodus, den sie bis zum Aufschlag auf das Ziel beibehielten.

Fire-and-Forget IR Mode (RAM Block 1)

Zu Testzwecken wurde auf "S69 Habicht" ein RAM-Startgerät eingebaut.

Start eines FK RAM von "S69 Habicht" - Foto: Archiv FMS

Die Minenlegekapazität

An beiden Seiten des Achterdecks sind Minenschienen montiert, die dazu in der Lage sind, Ankertauminen und Grundminen  aufzunehmen. Über eine Abwurfvorrichtung werden sie von Hand außenbords geworfen und sinken auf den Meeresgrund.

Ankertauminen schwimmen bis zur eingestellten Tiefe unter der Meeresoberfläche auf und werden durch Berührung der so genannten Hörner gezündet.

 

Links Grundmine und rechts Ankertaumine auf "S71 Gepard" - Foto: K. Scheuch

Grundminen werden durch Schallwellen, Änderung des Magnetfeldes oder Druckwellen des darüber fahrenden Schiffes ausgelöst. Die Zünder können durch eine Kombination aller drei Kriterien aktiviert werden. Ebenso ist eine Zündverzögerung möglich, die erst bei einem bestimmten Überlauf eines Schiffes die Zündung bewirkt.

"S71 Gepard" im Mittelmeer - Bild: Archiv Förderverein

 

 

 

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